Eva Erben002Am 19.11.2024 hatten das Markgräfler Gymnasium und die Alemannen-Realschule in Müllheim das Glück, Eva Erben zu Gast zu haben und persönlich kennenzulernen.

Frau Erben ist eine Zeitzeugin des Holocausts und hat es sich mit der Organisation ICEJ (Internationale Christliche Botschaft Jerusalem) zur Aufgabe gemacht, über die schrecklichen Ereignisse zu berichten, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Es ist eine Besonderheit, denn die 94-jährige Jüdin ist eine der wenigen Überlebenden, die noch in der Lage sind, über diese grauenhaften Erfahrungen der Judenverfolgung und über die Konzentrationslager zu berichten.

Eva Erben004Ihre Lebensgeschichte beginnt 1930, als sie in der damaligen Tschechoslowakei geboren wurde. Dort verbrachte sie eine sorgenfreie Kindheit, mit ihren liebevollen und fürsorglichen Eltern in einem schönen Haus. Durch die Besetzung 1938 änderte sich ihr Leben jedoch drastisch. 1942 wurde Eva mit ihrer Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Auch wenn Theresienstadt als „Vorzeige-Ghetto“ der Nazis galt, blieb von ihrem alten Leben nicht mehr viel übrig. So berichtete sie, wie die Nazis ihr alles Stück für Stück wegnahmen und ihr Leben zerstörten. Sie erzählte jedoch auch von dem starken Zusammenhalt der Menschen dort und wie sich trotzdem alle Mühe gaben, optimistisch zu bleiben und ein möglichst „normales“ Leben zu führen. Da das Ghetto überfüllt war und die Krankheiten zunahmen, entschied sich ihre Mutter dazu, in ein neues Lager zu wechseln, auch in der Hoffnung, dort den Ehemann und Vater wieder zu sehen. Beide wussten damals noch nicht, wie grausam das enden würde. Als sie in Auschwitz ankamen, mussten sie erleben, wie grausam die Nazis mit den Inhaftierten umgingen. Ihr Alltag war geprägt von ständiger Kontrolle und Hunger. Sie sagte aber auch, dass die Menschen versuchten nicht aufzugeben. Manchmal half es ihnen, wenigstens in Gedanken diesem Ort zu entfliehen.

Am 21.1.1945 begann auch für Eva Erben die Teilnahme am sogenannten Todesmarsch. Sie erzählte uns, wie die Nazis skrupellos all diejenigen umbrachten, die vor Erschöpfung nicht mehr konnten. Schließlich verlor sie auch ihre Mutter am 17. April 1945. Es wurde deutlich, dass sie viel zu schnell erwachsen werden musste, auch weil ihr jedes Recht zu trauern verweigert wurde. Doch dann schaffte sie es zu entkommen. Sie verbrachte eine Nacht erschöpft in einer besonders stinkenden Ecke eines Kuhstalls. Anstatt am nächsten Morgen geweckt zu werden, wurde sie tatsächlich vergessen. Somit kam sie frei, und konnte der Gefangenschaft wie durch ein Wunder entkommen. Sie wurde dann von einem Ehepaar gerettet und versorgt, die sie mehr tot als lebendig fanden.

Sie gelangte danach in ein Waisenhaus und zu ihrer Tante. Am Ende zog sie nach Israel, um dort in Ashkelon ein neues Leben zu beginnen. Sie bekam mit ihrem Mann Peter insgesamt drei Kinder und hat aktuell 9 Enkel und 15 Urenkel.

Eva Erben006Eva Erben beeindruckt mit ihrem willensstarken Auftreten und dem Bemühen, ihre unglaubliche Geschichte an die Menschen zu bringen, damit niemals die Opfer des Holocausts vergessen werden. Die Friedensbotschafterin erzählte uns aber auch, dass es für sie noch immer schwierig sei, die Vergangenheit zu verarbeiten, sie jedoch dankbar sei für ihr aktuelles Leben und für die Möglichkeit ihre Botschaft zu verbreiten. Die noch sehr agile Seniorin motivierte die Schülerinnen und Schüler außerdem, zu lernen, selbst aktiv zu sein und sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen: „Je mehr du weißt, desto stärker bist du. Ihr seid jung und verantwortlich für die Zukunft.“

Text von Amelie Kneis, 10a, ARS